Leben mit Baby- genauso vorgestellt?

Lange Zeit war es ruhig auf unserem Blog.
Viel ist passiert, die Kleinen werden größer, ein (kleiner) Rhythmus hat sich eingespielt.
Jetzt wo der kleine Mann über 6 Monate alt ist und man immer mehr an normalen alltäglichen Treffen teilnehmen kann, ist uns eine Frage ganz besonders oft gestellt worden:

Habt ihr euch das Leben mit Baby genauso vorgestellt oder ist es komplett anders als erwartet?

Eine ganz konkrete Antwort habe ich nicht. Ich sage es mal so: JEIN!
Natürlich ist mir als Hebamme bewusst, was ein Kind (Säugling) braucht. Es will Nähe, die Eltern, Liebe, Nahrung, Aufmerksamkeit… um nur ein paar Dinge aufzuzählen.
Allerdings ist es noch so viel mehr und ich für meinen Teil kann sagen, dass ich es ein klein wenig unterschätzt habe.

Schlafmangel:
Jaaa, ich weiß natürlich, dass der Schlaf viel zu kurz kommt. Dessen war ich mir absolut bewusst. Mein Kind gehörte, glücklicher Weise, zu den Kindern, die von Anfang an gut und lange geschlafen haben. Ziemlich egal ob zu Hause, im Arm, im Kinderwagen oder im Bett.
Seit ca. 6 Wochen hat sich das Schlafverhalten verändert. Dank tollem Ritual mit Musik und (Einschlaf)Stillen schläft der kleine Mann seit dem er ca. 6 Wochen alt ist zwischen 19:15 und 19:45 Uhr ein. Ich kann ihn in sein Beistellbett legen und es war bis vor 4 Wochen so, dass er ungefähr bis 1:30 Uhr geschlafen hat. Dann gab es eine Stillmahlzeit und erneut war für 3 Stunden Ruhe.
Jetzt wird bis 22:30/23:00 Uhr geschlafen und danach im 2 Stunden-Takt.
Man gewöhnt sich Gott sei Dank an alles. Aber es ist dennoch sehr Kräfte zehrend.
Aber während ich diese Zeilen schreibe, freue ich mich auch darüber, dass er das so toll macht und das wir das Stillen so verinnerlicht haben.

Organisation des Alltags:
Hier kommt meiner Meinung nach der größte Punkt, an den ich mich doch noch immer gewöhnen muss. Ich dachte man bastelt das Baby in den Alltag, aber im Grunde ist es anders herum. Mein Alltag wird um das Baby gebastelt. Und das Wort basteln mag für mancheinen merkwürdig klingen, aber akut fällt mir gerade kein anderes Wort dafür ein. Denn oft schafft man Dinge, die man sonst innerhalb von Minuten geschafft hat erst nach mehrmaligem Anlauf.
Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass das Wäsche aufhängen einen halben Tag in Anspruch nehmen kann. 😀
Da wünsche ich mir teilweise die Neugeborenen-Zeit zurück. Kind liegt in seinem Nestchen und schläft oder schaut umher. Nach über 6 Monaten möchte der kleine Brumkreisel bespaßt werden. Da reicht leider oft kein Singen und weiterarbeiten aus, neeeein… runter auf die Spielmatte, singen, klatschen, umherrollen, aufsetzen, mitspielen, kuscheln, trinken, usw.
Um nur ein paar Dinge aufzuzählen. Natürlich ist dies auch nicht jeden Tag so. Aber doch schon oft an den Tagen, wo man einiges auf dem Zettel hat.
So sind sie eben die lieben Kleinen!
Und an was man alles denken muss, wenn man das Haus verlässt…

  •  Windeln
  • Feuchttücher
  • mehrer Halstücher zum wechseln (falls diese total durchgesabbert sind)
  • Wechselsachen (für mögliche Explosionen jeglicher Art)
  • Spucktuch
  • Spielzeug
  • inzwischen Brei (wenn sich Termine um die Mittagszeit nicht vermeiden lassen, wobei ich meine Verabredungen gerne nach dem Mittagsbrei plane)

Je nach Situation noch andere Utensilien, wobei die oben genannten zu den Basics gehören. Und oft schaue ich mehrmals in die Tasche. Denn leider kommt es dann doch mal vor, dass man keinen Wechselbody dabei hat, weil man diesen die letzten Tage und Wochen nicht benötigt hat und dann, wie soll es auch anders sein, benötigt man doch einen. Uuuuaaahhh! 😀

Verabredungen/Termine:
Oft einfach anstrengend! Zumindest empfinde ich es so. Einkaufen gehen, shoppen, etc. empfinde ich nicht als allzu anstrengend. Natürlich ist es ohne Kind deutlich einfacher und schneller: Parken, aussteigen, Auto zuschließen und los.
Nun muss man erstmal nach einer großen Parklücke Ausschau halten, damit man beim Maxi-Cosi rausholen keine Dellen in andere Autos macht, dann zum Kofferraum, Kinderwagen raus, riesige Tasche einklicken, Maxi-Cosi einklicken. Mit Glück ist man in kinderfreundlichen Läden unterwegs, die eine integrierte Babyschalen-Vorrichtung am Einkaufswagen haben.
Kleidung mit Kind shoppen empfinde ich als wirklich anstrengend und unpraktikabel, sofern man niemanden dabei hat, der den Kinderwagen bewachen kann, damit man in die Umkleidekabine gehen kann.
Ich liebe mein Tragetuch, ebenso mein Sohn. Zum shoppen ist dies natürlich nichts. Einkaufen kann man nur kleine Mengen. Also bin ich immer sehr froh, wenn mein Partner und ich diese Aufgaben gemeinsam erledigen können.

Am entspanntesten sind die Treffen mit anderen Müttern. Da weiß man, dass es jeder Mama so geht. Da wird man auch nicht doof angeschaut, wenn das Kind mal weint oder laut vor sich hin brabbelt.
Hach ja… ein leidiges Thema.
Letzte Woche waren wir mit Kind auf einer Hochzeit. Das war toll und anders als erwartet relativ gut zu händeln. Liegt natürlich auch immer an der Gesellschaft, der Location, usw.
Aber solche Feierlichkeiten gehen inzwisschen gut. Ebenso Grillen bei Freundin im Garten und eine Einweihungsfeier.

Eine wirkliche Katastrophe sind Arzt und Behördengänge! Wir wollen im Juni in den Urlaub fahren und Gott sei Dank haben wir noch rechtzeitig erfahren, dass auch Babies schon einen Pass brauchen. Dies mit biometrischem(!) Lichtbild. Leider waren online keine freien Termine mehr vor Urlaubsantritt verfügbar, sodass ich an einem Dienstag Morgen 10 Minuten vor Öffnung des Einwohnermeldeamtes vor der Tür stand. Ebenso 30 Leute vor mir. Wohlgemerkt 30 Leute ohne Termin.
Leider leider leider und nochmals leider müssen die Babies bei diesem Termin dabei sein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mit Baby über 4 Stunden gewartet, bis endlich die Nummer 31 aufgerufen wurde. Der Termin an sich war dann tatsächlich innerhalb von 10 Minuten erledigt.
Ich bin nur noch heulend aus dem Amt. Das ist so unfassbar familienunfreundlich. Die Damen und Herren in der Behörde haben gesehen, dass ich mit einem Baby da war, alle Unterlagen beisammen.
Wussten um die Umstände des baldigen Urlaubsantritts bescheid. Trotzdem diese Wartezeit. Wirklich unfassbar!

 

Mein Fazit:
Das Leben, unser Leben, mein Leben hat sich komplett verändert. Das es dazu kommen würde, dessen war ich mir, bzw. waren wir uns bewusst. Doch es sind diese alltäglichen kleinen Dinge, die ich unterschätzt habe.
Inzwischen kann ich mit allem souverän umgehen, bin deutlich gelassener geworden, der Alltag ist gut organisiert und strukturiert. Ich habe meine Aufgaben den Wochentagen zugeordnet. Dies klappt super!
Doch trotz all der kleinen und großen Veränderungen in meinem Leben, die manchmal so anstrengend sind, dass man sich den Abend und somit die Schlafenszeit seines Kindes herbeisehnt… es ist toll!
Es ist perfekt! Es ist so unbeschreiblich schön und so unglaublich großartig Mutter zu sein- sein zu dürfen. Diesem kleinen Wunder dabei zuzusehen wie es jeden Tag dazulernt und ausprobiert ist wundervoll. Es klingt so kitschig, aber genauso ist es und ich möchte es nie wieder für nur eine Sekunde missen.

 

Habt ihr euch das Leben mit Baby anders vorgestellt? Wenn ja, was genau?

Eure Ceylan

Dieser Beitrag wurde verfasst in Lifestyle.

Schreibe einen Kommentar