Stillen in der Öffentlichkeit – Kolumnistin verärgert Mütter

In der Zugerwoche.ch vom 28.01.2015 ist ein kurzer Artikel einer Journalistin erschienen, der in vielen Foren für sehr viel Unmut gesorgt hat. Dort bittet sie darum, dass Mütter ihre Brüste nicht in anderer Leute Essen stecken und nicht in der Öffentlichkeit stillen sollen…

Auch ich empfinde diesen Artikel als absolute Frechheit. Natürlich bin ich mir darüber im klaren, dass diese Kolumnistin ihre Worte bewusst so gewählt hat, um ordentlich Aufmerksamkeit zu erhalten. Herzlichen Glückwunsch dazu Frau Fritze, es hat hervorragend funktioniert!

Es wundert mich allerdings sehr stark, dass Frau Fritze zum gemütlichen Gaumenschmaus in die berühmte Schweden-Kantine geht, um dann ihre geliebten Köttbullar zu essen.

Auch interessant ist, dass Frau Fritze in Ruhe essen möchte, allerdings die Babys doch bitte warten müssen, schließlich wollen andere Leute essen und nicht das „geopferte Brustgewebe“ sehen. Wieso muss ein Baby warten, bis es essen darf? Schließlich essen alle anderen in diesem Restaurant doch auch etwas. Zumal ich Frau Fritze sehr gerne fragen möchte, was sie denn zu glauben scheint, was für ein „geopfertes Gewebe“ sich in ihren Fleischbällchen befindet.

Leider muss man sagen, ist das Thema Stillen in der Öffentlichkeit noch immer sehr umstritten. Die einen finden es völlig in Ordnung und sehen es als selbstverständlich an. Die anderen sind der gleichen Meinung wie Frau Fritze und empfinden es als Belästigung.

Jetzt wo ich auch zu den opferungswürdigen Stillmüttern gehöre, kann ich da natürlich sehr gut mitreden. Als (kinderlose) Hebamme habe ich mich immer gefreut, wenn ich in einem Restaurant oder Einkaufszentrum eine Mama gesehen habe, die total selbstverständlich ihrem hungrigen Kind Nahrung gegeben hat. Ich dachte mir dann immer,  das mach ich auch so. Dies ist inzwischen auch der Fall. Zugegeben, am Anfang war es gewöhnungsbedürftig, denn die Blicke sind einem auf jeden Fall sicher. Allerdings sollte die Kirche doch bitte im Dorf bleiben: Keine stillende Mutter setzt sich ins Zentrum des Geschehens, packt ihre nackte Brust heraus, zeigt diese womöglich noch stolz, weil prall durch die ganze Milch, um dann mit dem Stillen anzufangen. Im Gegenteil: Wenn ich ein ganz normales figurbetontes Top trage, sieht man deutlich mehr von meinem Dekolletee, als während des Stillens.

Als ich vor kurzem mit Jenny unterwegs war, haben wir auch unsere Kinder gestillt. Inzwischen finde ich die Blicke eher amüsant. Dabei gibt es verschiedene Arten des Schauens:

  • Die Männer, die es bemerken und sofort wieder wegschauen oder sich darüber echauffieren und dennoch immer wieder blöd (ja das Wort ist hier angebracht) schauen.
  • Junge Frauen/Mädchen, die total ungläubig schauen, mit Blicken die sagen: Wie kann man sowas überhaupt nur in Erwägung ziehen.
  • Frauen und Mütter, die mit einem Lächeln vorbeigehen, weil sie es großartig finden. Und eine Jenny sogar während des Stillens völlig selbstverständlich und ohne zu fragen ein Glas Wasser hinstellt.

Stillen ist das Natürlichste auf der Welt und das seit Jahrhunderten! Die Brust ist von der Natur aus dafür vorgesehen, dem Kind als Nahrungsquelle zu dienen. Darauf bezogen, muss ich Jenny zitieren, die es auf den Punkt gebracht hat

Meine Brust ist zur Zeit nur Nahrungsquelle und kein Lustsymbol

Wobei das eine das andere unserer Meinung nach nicht ausschließt, aber dies würde jetzt den Rahmen sprengen. Mehr dazu in einem späteren Beitrag.

Stillen ist wundervoll, praktisch und einfach das Beste für das Kind. Punkt! Vielleicht wird Frau Fritze selbst einmal in den Genuss kommen, dieses Opferungsritual zu vollziehen, wobei ich jetzt mal reißerisch behaupte, dass sie aufgrund ihrer Meinung in der Kolumne primär abstillen wird. Vielleicht auch besser so!?

Ich für meinen Teil danke meinem süßen Sohn dafür, dass ich ihn bisher so prima stillen DURFTE und nicht hunderte von Euros an den Mann geben muss, der „damit für seinen Namen steht“.

Wie steht ihr zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit und was haltet ihr von der Kolumne?

Eure Ceylan

4 comments

  1. Kathrin says:

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich habe mich bisher nur 2x getraut, meinen 3 Monate alten Sohn in der Öffentlichkeit zu stillen. Es muss endlich bei den Leuten ankommen dass es sich hierbei um die natürlichste Sache der Welt handelt!

    • Ceylan says:

      Das ist so schade. Denn wie du schon sagst, es ist das natürlichste auf der Welt.
      Es wäre so schade, wenn du dich abschrecken lassen würdest. Inzwischen gibt es ganz tolle Still-Loops, z.B. bei DaWanda. So sieht das Stillen sogar noch schick aus. 😉
      Liebe Grüße, Ceylan

      • Katharina says:

        Bevor meine Tochter vor einem Monat auf die Welt kam konnte ich mir auch noch nicht vorstellen öffentlich zu stillen. Mit der Geburt waren aber sofort meine Bedenken zerstreut. zumal wir noch keinen planbaren Rhythmus haben (siehe Salat und Schnitzel, der Spruch ist echt gut) und wenn ich nicht zu Hause versauern will bleibt mir nichts anderes übrig. Was ich allerdings mache, wenn wir Besuch haben, ich warne die Leute vor, dass ich gleich meine Brust auspacke, bzw. Sage, dass ich die kleine Stille, weil ich vor zwei Jahren die Situation bei einer flüchtigen bekannten hatte, die ihre ihre Brust mitten im Gespräch ohne Vorwarnung herausploppen ließ (mir fällt keine passendere Beschreibung ein und es hatte schon so den präsentierteller Charakter, aber so ist sie auch in anderen Dingen) und ich mich damit etwas unwohl fühlte.

  2. mmmmr says:

    Ich stille meinen 4 Monate alten Sohn, wenn er Hunger hat. Manchmal ist es eben auch in der Öffentlichkeit. Was soll ich denn machen, wenn ich beim Arzt warte? Ihn schreien lassen? Allerdings habe ich für diese Eventualitäten meist ein großes Tuch um – das tüddel ich dann auf und „verstecke“ den Muffelbär und meine Brust darunter. 2 Vorteile: Muffelbär wird nicht abgelenkt und ich sitze nicht wie auf dem Präsentierteller…
    Aber ganz ernsthaft – im Restaurant dürfen alle essen, aber kein Baby?! Ganz ehrlich – ich habe schon Leute im Restaurant essen sehen, da ist mir tatsächlich der Appetit vergangen…
    über den Artikel hab ich mich schon mehrfach aufgeregt… *gmpf*

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